Geschichte: Drachenatem I
Ich hatte ein Bild vor meinem inneren Auge, ich weiß nicht, wo es herkam. Aber das ist die Geschichte, die daraus entstanden ist. Ich habe hier einen anderen Stil ausprobiert. Er ist umgangssprachlicher als mein eigentlicher Stil, mit vielen Ellipsen und weniger ausgefeilter Wortwahl. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das besser zu meiner Hauptfigur passt.
___________________________________________________________________ Es war ein seltsamer Wald. Der Boden war feucht und sumpfig, und Lucius fragte sich, wie die Bäume sich darauf halten konnten. „Geh einfach geradeaus in den Wald“, hatte Caio gesagt. „Du kannst sie gar nicht verfehlen.“ Lucius fluchte leise, als sein Stiefel im weichen Grund einsank. Geradeaus. Das war leicht gesagt. Er fragte sich, wozu Caio Drachenatem brauchte. Oder was Drachenatem überhaupt war. Alles, was er wusste, war, dass es sich in einem Hexenhaus befand. Und dass er es stehlen musste, um aufgenommen zu werden. Da nahm er ein schwaches Licht wahr, das durch die Blätter fiel. Er lief darauf zu, trat zwischen den Bäumen hindurch- und blieb staunend stehen. Vor ihm stand ein Baum, etwas größer als die umstehenden. Er ragte wie eine riesige Hand aus dem schlammigen Boden auf. Auf der Handfläche stand ein Haus. Die Äste schlossen sich darum wie knochige Finger und drangen in die hölzernen Wände ein. Zwischen den Zweigen waren schiefe Fenster aus gelbem und violettem Glas. Es gab weder eine Treppe noch eine Leiter, doch um den moosbewachsenen Stamm des Baumes rankten Kletterpflanzen bis zur Tür empor. Zwischen den breiten, dunkelgrünen Blättern öffneten sich kleine gelbe und violette Blüten. Flink wie ein Eichhörnchen kletterte Lucius hinauf zum Häuschen. Die Tür war mit einem Vorhang aus dicken Kordeln verhangen, auf die trockene Schilfrohrstückchen aufgefädelt waren. Sie klapperten unerträglich laut in Lucius’ Ohren, als er den Vorhang vorsichtig beiseite schob und eintrat. Neugierig blickte er sich um. Der Raum war von Kerzen und Lampen beleuchtet, die überall herumstanden. Es gab einen Herd und einen Ofen und das Zimmer war erfüllt von einem süßen Duft – Kekse. Es roch nach einer Zeit, die lange vorüber war. Doch für Lucius hieß der Geruch nichts Gutes – bedeutete er doch, dass die Hexe im Haus war! Weiter hinten führte eine Treppe nach oben zum Dachboden. Überall an den Wänden standen Regale und Schränkchen, und die Regalbretter bogen sich unter dem Gewicht unzähliger Gläser, Dosen und Fläschchen. Manche enthielten leuchtend bunte Flüssigkeiten, manche ein feines Pulver, andere enthielten Teile von Pflanzen. Staunend ließ Lucius seinen Blick über die unzähligen Farben schweifen. Manche von ihnen Farben, von denen er noch nicht einmal gewusst hatte, dass es sie gab. Doch sein Staunen verwandelte sich bald in Verzweiflung: Wie sollte er finden, wonach er suchte? Wie sah Drachenatem aus? War es flüssig oder war es ein Pulver? Oder der Name einer dieser Pflanzen? War es vielleicht die leuchtend gelbe Flüssigkeit dort? Oder die Blassblaue auf dem Regalbrett darunter? Die Hexe kam bestimmt gleich! Sollte er einfach so viele Fläschchen einpacken wie in seine Tasche passten und hoffen, dass die richtige darunter war? Wo sollte er anfangen? Er ging auf eines der Regale zu- und blieb wie erstarrt stehen. Er hatte etwas gehört! Da kam jemand! Er starrte zur Treppe, unfähig, sich zu rühren. 2 mal bearbeitet. Zuletzt am 11.12.16 13:27.
Fortsetzung folgt. Ich habe übrigens selbst keine Ahnung, was Drachenatem ist. Ich werde mich im nächsten Kapitel irgendwie drumherum schummeln... :))
Ich finde den Stil nicht sonderlich umgangssprachlich.
Naja, sonst benutze ich nicht so viele unvollständige Sätze.
Cool, freue mich auf die Fortsetzung! :-)
Ja, ich will auch wisen, was denn nun Drachenatem ist... Feuer wäre ja zu vorhersehbar...
Ich mag es wie du diese Geschichte in so bunten, schillernden Farben beschreibst. |