Geschichte: Die Geächteten I

Die letzten Strahlen der Sonne ergossen sich rot über die knorrigen Bäume. Ihre leeren Kronen griffen wie bleiche Hände nach den in rosarotes Licht getauchten Wolkenfetzen, die über den Abendhimmel trieben. „Feld des Feuers“ wurde dieser Ort genannt, und er war Teil eines riesigen Waldes. Die Menschen hatten versucht, ihn niederzubrennen, die Flammen hatten Blätter, Gräser und Sträucher verschlungen und die Tiere tiefer in den Wald getrieben. Doch die Stämme der Bäume hatten – wie durch ein Wunder – dem zerstörerischen Feuer getrotzt.
Das war vor etwa einem Jahr geschehen, und nun konnte man, wenn man genau hinsah, junges Grün entdecken, Blätter und Stängel, die sich ihren Weg durch die Asche bahnten.
Da näherte sich von Westen ein Reiter. Er war in dunkles Blau gekleidet, die Farbe, die von den Dienern des Königs getragen wurde.
Auf einer grauen Hügelkuppe zog er die Zügel an. Sein kräftiges dunkelbraunes Pferd blieb stehen, schnaubte und scharrte mit den Hufen. Der Reiter ließ seinen Blick über das trostlose Feld des Feuers schweifen. Er fühlte sich unwohl dabei, ein kleines Mädchen zu verfolgen. Doch der König hatte angeordnet, jede Hexe und jedes Wesen, das kein Mensch war, müsse verfolgt und hingerichtet werden. Die Welt sollte den Menschen gehören.
Der Blick des Reiters wanderte über den verbrannten Boden und dann weiter zum Rand des Feldes, wo der unversehrte Teil des Waldes begann. Wenn die Hexe dorthin geflohen war, würde er sie niemals finden können. Doch sie würde ohnehin nicht lange überleben, allein in der Wildnis, wo es von nichtmenschlichen Wesen nur so wimmelte.
Der Reiter gab seinem Pferd die Sporen und preschte davon.
Er ahnte nicht, dass er beobachtet wurde.


Fortsetzung folgt (vielleicht)

Ein wirklich toller Anfang! Da hat man gleich Bilder dazu im Kopf. Schreib weiter!

Moment mal, warum kommt mir das so bekannt vor? Verdächtig. Es erinnert mich an Läuse auf Wellpappe und Typen auf Zehenspitzen. 8-)

:D Ja, das war wirklich ein inspirierender Abend . . .